Liebe Freundinnen und Freunde aus den Niederlanden, lieber Bürgermeister van Dijk, sehr geehrte weitere Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinden Oude Ijsselstreek und Apeldoorn, sehr geehrte Vertreter der Stichting Dwangaarbeider Appeldoorn sowie von Leefbaarheit Megchelen und Oudheidkundige Vereiniging Gemeente Gendringen, sehr geehrter Landrat Gerwers, sehr geehrte Pfarrerin Berner-Pip, sehr geehrter Pfarrer Eiden, liebe Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Aspel, die Ihr mit Eurer Lehrerin Frau Rüther gekommen seid, liebe Kolleginnen und Kollegen aus dem Stadtrat Rees, liebe Mitglieder des Geschichtsvereins Ressa,
vor zehn Tagen durfte ich, gemeinsam mit unserer Stadtarchivarin Tina Oostendorp, beim Gedenken an die Ermordung von 46 niederländischen Zivilisten durch deutsche Soldaten während des Zweiten Weltkrieges in Varsseveld teilnehmen.
Das war eine sehr beeindruckende Veranstaltung. Beim Verlesen von Name, Herkunft und Alter der Ermordeten hoben Schulkinder ein Porträtfoto in die Höhe.
Es war eine große Ehre, dass ich als einziger Repräsentant einer Stadt aus dem Land, das so viel Leid über seine Nachbarn gebracht hat, an der Zeremonie teilnehmen durfte. Die Aufnahme war sehr herzlich.
Ebenso herzlich begrüße ich Sie, liebe niederländischen Nachbarn, hier bei uns in Rees heute. Es ist eine große Ehre, dass Sie zu uns gekommen sind. Dafür danke ich Ihnen.
Ebenfalls begrüße ich auch alle anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer am heutigen Gedächtnisgang nach Megchelen.
Ihnen allen entbiete ich die Grüße von Bürgerschaft, Rat und Verwaltung der Stadt Rees.
Wenn wir gleich einen Schritt nach dem anderen setzen, machen wir das in Erinnerung an den Marsch, den die niederländischen Zwangsarbeiter nach ihrer Befreiung angetreten sind.
Welch großes Leid diese Menschen erfahren haben, lässt sich in dem Buch „Die Hölle von Rees. Erinnerungen an ein Zwangsarbeitslager“ von Jan Krist nachlesen. Auch Norbert Behrendt, den ich hier in unserer Mitte begrüße, hat in seinem Buch „Kriegsschicksale“ über die Zwangsarbeiter in Groin geschrieben. Ebenfalls verweisen möchte ich auf die Arbeit von Josef Becker, der sich mit der Situation der Zwangsarbeiter in Bienen beschäftigt hat.
Weitere Zwangsarbeiter wie Ap Gerritse, Jan de Louter und Johan van Essen konnten ebenfalls Zeugnis ablegen, von den Zuständen im „Kamp Rees“. Dass sie jahrelang am Gedächtnisgang nach Megchelen teilgenommen haben, war auch ein großes Geschenk an die Stadt Rees.
Heute gibt es leider keine Zeitzeugen mehr, die noch mit uns diesen Gang gehen können. Umso mehr wollen wir an sie erinnern, wenn wir uns gemeinsam auf den Weg machen.
In Empel werden wir kurz am „Friedensbaum“ innehalten. Dort können wir daran denken, was leider auch schon vor einem Jahr Thema war: Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine.
Frauen, Kinder, Männer sterben sinnlos, weil das flächenmäßig größte Land der Erde meint, es sei noch nicht groß genug. Da arbeitet jemand seine Komplexe am Weltgeschehen ab.
Es gibt keinerlei Begründung für diesen Angriff. Wenn Russland damit durchkommt, werden wir alle in Unsicherheit leben.
Beeindruckend ist der Durchhaltewillen der Ukrainerinnen und Ukrainer, der Überlebenswille, der Mut – verkörpert in Präsident Wolodomyr Selensky.
Es war vor einem Jahr keineswegs klar, dass es ein Jahr später noch eine freie unabhängige Ukraine geben würde. Und doch: Es gibt sie. Die Menschen dort führen auch ein Stück weit Krieg für unsere Freiheit.
Ich hoffe, dass Putin seinen Fehler erkennt, aufhört zu schießen und den Rückzug beginnt.
Der damalige Bürgermeister Christoph Gerwers, der jetzt Landrat des Kreises Kleve ist, hatte sich an dieser Stelle im letzten Jahr gewünscht, dass es ein Friedensgang werden möge.
Dem schließe ich mich an. Auch in diesem Jahr brauchen wir Frieden – in der Ukraine und in den weiteren rund 20 militärischen Konflikten, die gerade auf unserer Welt toben.
Was Krieg und Zwangsarbeit bedeuten, haben unsere Eltern und Großeltern erlebt. Ich hoffe inständig, dass nicht noch unsere Kinder und Kindeskinder diese Erfahrung machen müssen.
Herzlichen Dank, dass Sie heute hier sind.