Sehr geehrter Herr Lather, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen des Rates der Stadt Rees, lieber Hans Beenen, meine sehr geehrten Damen und Herren,
„… der Mensch heißt Mensch, weil er vergisst, weil er verdrängt und weil er schwärmt und stillt, weil er wärmt, wenn er erzählt und weil er lacht, weil er lebt…“ – an diesen Liedtext von Herbert Grönemeyer erinnerte ich mich, als ich über den Titel dieser Ausstellung „Menschenbilder“ nachdachte. In diesem Song tritt uns der Mensch mit seinen vielfältigen Ausdrucksformen und Erscheinungen entgegen. So wie hier in den Bildern von Rainer Lather.
Der Mensch betrachtet den Menschen, das war schon immer so. Ganze Wissenschaften beschäftigen sich mit der Frage, warum wir hier sind und welchen Zweck das irdischen Dasein wohl habe.
Sie oder er bildet sich ein Urteil über ihre und seine Mitmenschen. „Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance“, ist auch so ein Spruch aus den Lehrbüchern der 90er, in denen Auftritt und Wirkung über Inhalt erhoben werden. Dass man dabei ganz schön daneben liegen kann, beweist etwa die Geschichte um Anna von Cleve, die dem englischen König Heinrich VIII. in wohl einem zu geschönten Porträt angepriesen wurde. Heute nennt man das Instagram, wo über die Falten der Filter gelegt werden kann.
Wie aber wäre es, sich für eine Sekunde einmal in – sagen wir – einen Alien oder ein Tier hineinzuversetzen, sich zu fragen, was die wohl so für ein Bild vom Menschen haben? Ich fürchte die Gattung Homo sapiens käme dabei schlecht weg. Keine andere Spezies auf der Erde riskiert dermaßen ihre eigenen Lebensgrundlagen.
Die Terroranschläge vom 11. September, heute vor 21 Jahren, der Krieg in der Ukraine, im Jemen und anderen Teilen der Welt, der menschengemachte Klimawandel mit Dürren und Überschwemmungen, Ertrunkene im Mittelmeer, Raketen auf Europas größtes Atomkraftwerk, Hass und Hetze on- und offline gegen Andersdenkende, Andersliebende und vermeintlich Andersseiende – die Liste ließe sich leider unendlich fortsetzen. Der Mensch weiß sogar um seine Verletzlichkeit und arbeitet doch jeden Tag an der Zerstörung, dessen, was er schon aus Eigennutz eigentlich bewahren sollte.
Die Hoffnung bleibt, dass es noch eine Umkehr zum Besseren geben kann. Auch das ist zutiefst menschlich. Und so gab es auch in dunklen Zeiten immer auch „menschliche Menschen“, die für andere in den Tod gegangen sind, die alles riskiert haben, die geforscht, gekämpft und gelitten haben für eine bessere Welt.
Ein solcher war der Frankfurter Generalstaatsanwalt Fritz Bauer. Ich bin Ihnen, Herr Lather, sehr dankbar für dieses Portrait. Sollten sie heute nicht die Gelegenheit haben, sehen sie es sich auf der Webseite von Rainer Lather auf einem großen Bildschirm auf ihrem Computer für einige Minuten an. Wenn sie, meine Damen und Herren, den Film „Der Staat gegen Fritz Bauer“ gesehen haben, werden sie die große Kunst im Werk von Rainer Lather erkennen.
Die ganze Tragödie, das ganze Leid eines beruflich, politisch und persönlich unheimlich anstrengenden, mühseligen und belastenden Lebens finden sich in diesem Portrait. „Wenn ich meine Bürotür verlasse, befinde ich mich in Feindesland“, soll Bauer gesagt haben. Der ganze Trotz und Mut, der Wille sich dem Leugnen, dem Reinwaschen von den Verbrechen im Nationalsozialismus und der Biederkeit der Anfangsjahre der Bundesrepublik entgegenzustellen sowie die Entschlossenheit, Unrecht aufzudecken und die schlimmsten Nazi-Verbrecher zu bestrafen, treten uns ebenfalls beim Betrachten der Gesichtszüge von Fritz Bauer entgegen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, besser als ich, vermag es mein Ratskollege und Kunsterzieher Johannes Beenen über Kunstwerke zu sprechen. Das wird er gleich tun und dafür bedanke ich mich im Namen der Stadt wieder einmal ganz herzlich. Ebenfalls sehr herzlich danke ich dem Ensemble der Haldern Strings, das wieder einmal den musikalischen Rahmen setzt.
Unheimlich interessiert mich die Frage, warum Rainer Lather erst oder gerade im Jahre 2003 angefangen hat, hauptsächlich Portraits zu malen und was ihn nach Papua-Neuguinea und Lesotho geführt hat.
Das können wir im Nachgang bei einem Gläschen Sekt oder Orangensaft besprechen, wozu sie alle die Stadt einlädt.
Ich erkläre die Ausstellung für eröffnet.